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 Die getrockneten Pflaumen

Vor langer Zeit lebte in einem Tempel ein Mönch, der in seinem Wandschrank getrocknete Pflaumen verstevkt hielt und sie heimlich allein aß. Jedesmal jedoch, wenn seine Schüler ihn dabei überraschten, sagte er ihnen mit ernstem Gesicht: "Meine Schüler, wenn ihr von diesen Pflaumen eßt, müßt ihr des sicheren Todes sterben."

Die Schüler glaubten dem Mönche und wagten nicht, sich dem Wandschrank zu nähern, geschweige denn, von den getrockneten Pflaumen zu nehmen.

Eines Tages, als der Mönch den Tempel verlassen hatte, um im Dorf etwas zu besorgen, schlich sich ein besonders kluger Schüler zu dem Wandschrank und kostete einige Pflaumen. Sie schmeckten ihm so gut, daß er sie alle aufaß. Als er mit dem Essen fertig was, warf er den kostbaren chinesischen Tuschstein, den der Mönch zum Zubereiten der Schreibtusche benutzte, in tausend Stücke und legte sich in das Bett des Mönches.

Als dieser am Abend zurückkam und seinen Schüler im Bett liegen sah, fragte er besorgt: "Bist du krank?"
"Mein Lehrer", jammerte der Schüler, "ich habe ein todeswürdiges Verbrechen begangen. Euer so kostbarer Tuschstein ist mir versehentlich aus den Händen gefallen und dabei zerbrochen. Darum wollte ich sterben und habe die Pflaumenaus Eurem Wandschrank gegessen. Aber wie ihr selbst seht, bin ich noch immer am Leben."

Der Mönch machte ein verlegenes Gesicht und schwieg. Durch eigene Schuld, nämlich wegen einer Lüge, hatte er nicht nur die süßen, getrockneten Pflaumen verloren, sondern dazu noch seinen kostbaren Tuschstein.

(Myongho Oh)

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