Der Delphin – ein Säugetier des Meeres, dass zur Therapie von Krankheiten genutzt wird


Inhalt



0. Vorwort
1. Der Delphin - ein Säugetier
1.1 Artenvielfalt
1.2 Anatomie des Delphins
2. Der Character des Delphins
2.1 Gutmütig und zutraulich oder kaltblütige Killer?
2.2 Sozialverhalten
2.3 Der Delphin in der Geschichte
3. Der Delphin als Therapietier
3.1 Bei Welchen Krankheiten?
3.2 Wie sieht die Therapie aus?
3.3 Welche Gefahren können für den Delfin entstehen?
0. Vorwort


Ich stelle jetzt hier meine Facharbeit, die ich im Schuljahr 2000/2001 geschrieben habe, online. Ich hatte mir dieses Thema gewählt, weil ich mich sehr für Delphine und andere Meeressäugetiere interressiere. Die Facharbeit steht unter "Copyleft", ihr könnt sie also gerne benutzen. Vielleicht hilft es ja irgendjemandem. Über eine Rückmeldung würde ich mich aber sehr freuen.



1. Der Delphin - ein Säugetier

1.1 Artenvielfalt


Delphine sind Wale (Cetaceen) und gehören zur Unterordnung der Zahnwale (Odontoceti). Die Familie Delphinidae lässt sich in 26 Arten unterscheiden, die heute noch leben. Die Familie der Schwert- und Grindwale (Globicephalidae) ist sehr eng mit den Delphinidaen verwandt und deshalb wird oft der Schwertwal (Orcinus Orca), der bis zu 9 m lang werden kann, als der Größte lebende Delphin bezeichnet. Der größte Delphinidae ist allerdings der bis zu 4 m lang werdende Große Tümmler (Tursiops truncatus). So wie der Schwertwal (Orcinus Orca) eventuell zu den Delphinidae gehört, kann der aus der Familie der Delphinidae kommende Rundkopfdelfin (Grampus griseus) zu den Globicephalidae gezählt werden.
Auch gehören die Flussdelphinartigen (Platanistoidea), zu denen fünf Arten zählen, zu den Delphinen. Die fünf Arten sind der Ganges-Delphin (Platanista gangetica), der Indus-Delphin (P. minor), der Amazonas-Delphin (Inia geoffrensis), der Chinesiche Flussdelphin (Lipotes vexiller) und der La-Plata-Delphin (Pontoporia blainvillei). Diese fünf Arten kommen nur in Süßwasserflüssen in Asien und im nördlichen Südamerika vor und sind sehr selten.



1.2 Anatomie des Delphins am Beispiel des „Großen Tümmlers“


Der Große Tümmler (Tursiops truncatus) kann bis zu 4 m lang und max. 650 kg schwer werden. Allerdings schwanken Größe und Gewicht von Population zu Population. Der Große Tümmler hat meist eine grau bis beige Hautfärbung, die Finne entspricht etwa 1/10 der Körperlänge an Höhe und sitzt etwa in der Mitte der Körperlängsachse. Die Flipper können bis zu 1/6 der Körperlänge erreichen. Der Körper von Delphinen ist Stromlinienförmig, dadurch ist der Delphinidae sehr an das schnelle Fortbewegen im Wasser angepasst. „Sie können mehrere Stunden lang eine Geschwindigkeit von 40 km/h einhalten.“ (S. 56: Entdecke die Welt der Tiere. Säugetiere; Würmli, Marcus; Thiel, Hans Peter)
Delphine besitzen bis zu 160 kleine, spitze Zähne, die alle kegelförmig sind, mit denen sie ihre Nahrung zerkauen, die zum grossteil aus Fisch und Tintenfisch besteht.
Oberhalb der meist schnabelähnlichen Schnauze befindet sich dir Melone, die ein fettiges Gewebe auf dem Oberkiefer ist. Der Melone folgt das Blasloch, die „Nase“ der Delphine. Der Bereich um das Blasloch ist sehr empfindlich und taucht der Delphin unter, verschließt sich das Blasloch automatisch mit einem Hautlappen. Genauso machen es auch andere Marine Säuger, wie z. B. die Seehunde oder die Otter, die ihre Nase beim Untertauchen auch mit einem Hautlappen verschließen können.
Die Flipper der Wale und Delphine sind die bis auf wenige Reste zurückgebildeten Vordergliedmaßen und die Fluke besteht aus den extrem zurückgebildeten Hintergliedmaßen. Nichts deutet daraufhin, das die Cetaceen einst vom Land kamen. Doch betrachtet man sich das Skelett des Großen Tümmlers, kann man Rückstände auf Zehenknochen erkennen, die darauf hinweisen, dass Wale und Delphine vor gut 55 Millionen Jahren Huftiere waren, die Brackenwasserbiotope bewohnten.



2. Der Charakter des Delphins


2.1 Gutmütig und zutraulich oder kaltblütiger Killer?
Der Delphin sieht durch seine schnabelähnliche Schnauze oft aus, als würde er lächeln. Auch durch seine gutmütigen Augen, wirkt er sehr freundlich und zutraulich auf die meisten Menschen. Mit der Frage, ob die Delphinidae aber wirklich zu gutmütig sind, wie es den Anschein hat, beschäftigen sich viele Wissenschaftler und Walbeobachter, da es Berichte gibt, die bezeugen dass Große Tümmler in der Nordsee vor der Küste von Moray Firth in Schottland Schweinswale angegriffen und getötet haben. Auch wurde immer wieder beobachtet, wie ausgewachsene Männchen Delphinkälber getötet haben. Wissenschaftler vermuten nach neusten Erkenntnissen aber jetzt, dass dieses Verhalten nicht blutrünstig ist, sondern rein natürlich. Da Delphinweibchen, wenn ihr Junges bei Zeiten gestorben war, schon nach 2-3 Tagen wieder fruchtbar sind, töten die Männchen das Junge, um sich mit dem Weibchen zu paaren und so seine Gene zu vererben. " Solche Fälle von Kindstötung sind im Tierreich nicht unbekannt. Auch Schimpansen oder Löwen töten gelegentlich den Nachwuchs anderer Männchen.,Vom Killerschimpansen hat deswegen noch niemand gesprochen", sagt [...] , "dabei stehen uns die Primaten entwicklungsgeschichtlich viel näher als die Delfine."“ (http://www.ozeane.de/news/reference/spiegel.htm)


2.2 Sozialverhalten


Alle Cetaceen leben in sogenannten „Schulen“. Die Anzahl der Cetaceen in einer Schule variiert von Art zu Art. Bei den Delphinidae können von 2 bis hin zu über 1000 Tieren in einer Schule leben. Diese Schule wird jeweils von einem Männchen geleitet. Es wurden aber auch schon einzelne Tiere z.B. in Küstennähe gesehen. Diese Delphine wurden dann meist als Jungtiere von der Schule und ihrer Mutter getrennt und suchen die Nähe und den Schutz der Menschen.
In den Schulen herrscht eine ziemlich genaue Aufgabenverteilung: einjährige Weibchen kümmern sich z.B. mit um den Nachwuchs, andere Tiere suchen geeignete Nahrungsstellen und die stärksten Männchen beschützen die Schule vor Feinden, wie Haien aber auch Schwertwalen, die für den Nachwuchs sehr gefährlich werden können. Dabei lösen sie sich regelmäßig ab. Die Gruppenarbeit und die Aufteilung der Aufgaben sind für die Delfinschulen lebenswichtig.
Ist ein Delphinweibchen schwanger und steht kurz vor der Geburt, ist es nie alleine. „Andere weibliche [Tiere] leisten Beistand, indem sie Störenfriede wie Hai abwehren. Damit das Delphinbaby seinen ersten Atemzug tun kann, stupst die Mutter es sanft an die Wasseroberfläche. Auch hierbei wird sie von den anderen Weibchen unterstützt. Das Verhalten, auf dieselbe Weise kranke und verletzte Artgenossen gemeinsam an die Wasseroberfläche zu bringen und sie so vor dem Ertrinken zu retten, haben [...] Tümmler sogar gegenüber Menschen gezeigt.“ (Entdecke die Welt der Tiere, Tiere im WasseràDer Delphin)


2.3 Der Delphin in der Geschichte


Aus der kretomykenischen Kunst stammen Siegel und Wandmalereinen von Delphinen, die vor über 4000 Jahren entstanden sind. In Norwegen fand man an den Wänden einer Höhle Ritzereien von Delphinbildern, die aus der Zeit um 2200 v. Chr. stammen. Im alten Griechenland tauchen die Delphine sehr oft in Legenden, Fabeln und Sagen auf. Äsops beschrieb um 600 v. Chr. die Delphine als Menschenretter und Arisoteles bezeichnet sie zwar als Fische, beschreibt aber dennoch die Merkmale von Säugetieren an ihnen. Auch in den Hymnen Homers begleiten Delphine die Seefahrer auf ihrer Reise und in der griechischen Mythologie soll ein Delphin Arion, den Sohn des Meersgottes Poseidon, das Leben gerettet haben.
Auch aus dem römischen Reich sind Delphingeschichten und –Legenden bekannt. „Der Gelehrte und Schrieftsteller Plinus s. Ältere, der im 1. Jahrhundert lebte (er kam beim großen Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 ums Leben) und eine Naturgeschichte schrieb, in der er erzählt, daß zur Zeit des Kaisers Augustus in der Nähe Neapels ein Delphin einen Fischersohn täglich auf seinem Rücken über eine Meeresbucht zur Schule trug“ (S. 25, Rätsel um Delphine, Hans-Günter Petzold).Weiterhin beschäftigte sich Plinus, wie die Delphine underanderem auf die Musik von der Wasserorgel reagieren oder wie die Delphine Fischern beim Fang halfen, indem sie die Fische in eine Bucht trieben und den Eingang der Bucht dann mit ihren Körpern versperten. Aus der römischen Mythologie stammt eine Legende, zur Entstehung des Sternenbild des Delphinus (dt. Delphin). „Der römische Meeresgott Neptun, der auch mit dem griechischen Poseidon identifiziert wird, hatte sich in Amphitrite, eine der anmutigen Seenymphen, verliebt. Die Seenymphen waren nicht nur sehr schöne Wesen, sondern sie hatten auch die Fähigkeit, starke Winde die die See aufwühlten zu besänftigen. Amphitrite hatte anfangs jedoch kein Interesse an Neptun. Deshalb überzeugte der Meeresgott einen Delphin, um für ihn bei Amphitrite zu werben. Der Delphin war erfolgreich und konnte die Schönheit für Neptun gewinnen. Als Dankbarkeit für seinen Einsatz verwandelte Neptun den Delphin in ein Sternbild, das auch heute noch am nördlichen Firmament leuchtet“. (http://www.uni-hildesheim.de/~turm/delphin.htm#1)
Auch aus unserem Jahrhundert sind Situationen bekannt, wo Delphine Menschen das Leben gerettet haben oder sich wider ihrem Leben in Schulen einzeln in Buchten und Küstennähe aufhielten und engen Kontakt zu den dort lebenden Menschen suchten.



3. Der Delphin als Therapietier


3.1 Bei Welchen Krankheiten ist eine Therapie möglich? Welche Ziele erhofft man sich?


Die Therapie mit den Delphinen wird bei Geistig behinderten und kontaktgestörten Kindern, sowie bei Kindern „mit mentalen, körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen“ (http://www.dolphin-aid.de/d1.htm) durchgeführt. Die Delphine haben aus bis jetzt noch unbekannten Gründen eine Art Gespür für Kranke und hilfsbedürftige Menschen entwickelt. Vielleicht sehen sie die Kinder als einen ihrer Artgenossem und da sich die Delphine immer untereinander zu Hilfe eilen, wenn sich z. B. ein Delphin verletzt hat oder sehr stark geschwächt ist, helfen sie so auch den kranken, hilfsbedürftigen Kindern.
Durch die Begegnung der kranken Kinder mit den Delphinen erhoffen sich die Therapeuten eine Art „Eisbrecherfunktion“ (http://www.mjf.de/mjf/de/news.php3?NewsID=25). Durch Körperkontakt zu den Delphinen entwickeln die Kinder während der Therapie eine Beziehung zu den Tieren und werden ausgeglichener, kontrollierter und kontaktfreudiger. Da die Therapie außerdem noch meistens mit einem Familienurlaub verbunden wird, entwickeln die kleinen Patienten auch ein besonderes Verhältnis zu ihren Eltern und Geschwistern.


3.2 Worin besteht die Therapie mit den Delphinen? Wo wird sie durchgeführt?


Die Therapie besteht hauptsächlich aus Körperkontakt. Die erste Begegnung haben die Kinder mit dem Delphin vom Beckenrand aus. Der Delphin kommt neugierig auf seinen Patienten zu, verhält sich aber dennoch mit Vorsicht gegenüber dem kranken Kind. Dann dürfen die Kinder den Delphin das erste mal berühren, während dieser ruhig am Beckenrand bleibt. Hat dann der Patient nach einiger Zeit schon ein wenig Vertrauen zu dem Delphin bekommen, kann dieser dann im Wasser mit dem Tier schwimmen, sich von ihm ziehen lassen oder mit im tauchen. Dabei ist allerdings immer ein/e Therapeut/in mit im Wasser und stützt das Kind gegebenenfalls.

Die meisten Delphintherapien werden in Florida und in Eilat/Israel durchgeführt. Allerdings werden auch im Delphinarium im Nürnberger Tiergarten in gemeinsamer Arbeit mit der Universität Würzburg Delphintherapien durchgeführt.


3.3 Welche Gefahren können für den Delfin entstehen?


Bei der Haltung von Delphinen für die Therapie können die gleichen Gefahren entstehen wie bei der Haltung der Tiere in Delfinarien und Meereszoos. Auch wenn z.B. in den Delfinarien immer wieder Delphine gezüchtet werden, kommt es dennoch vor, dass noch Delphine von Tierfängern für die Meereszoos und Aquarien in freier Natur gefangen werden. Bei solchen Fangexpeditionen werden immer wieder Tiere schwer oder gar tödlich verletzt. Auch können durch solche Fänge Schulen auseinander gerissen werden und Kälber von ihren Artgenossen getrennt werden. „[Eine solche Trennung kann] nicht nur für das gefangene Tier, sondern auch für die zurückbleibenden Herdenmitglieder zu einer großen Streßbelastung [führen]“ (S. 235 „Das Geheimnis der Delphine“ Cochrane Amanda, Callen Karena) und langanhaltende Wirkungen haben.
Die neugefangenen Tiere kommen dann nach einem meist längeren Transport in einen Swimming-Pool in die Delphinarien. Meist leben in den oft viel zu kleinen Becken noch andere Artgenossen. Mitunter können die Tiere in der Gefangenschaft aggressiv gegenüber den anderen Tieren und dem Trainer oder Betreuer werden. Auch wurde schon beobachtet, wie ältere und erfahrenere Tiere die jungen tyrannsisieren, indem sie ihnen immer wieder drohen, sie durch das Becken hetzen oder gar angreifen.
Eine weitere Gefahr für die Delphine in Gefangenschaft ist das Chlor in den Becken. Dieses oder andere Chemikalien zur Abtötung von Bakterien kann schlimme Vergiftungen sowie schwere Haut- und Augenverletzungen hervorrufen.

Den Delphinen in Delphinarien werden die Kunstücke oft mit Belohnungen beigebracht. Diese Belohnung ist Fisch, doch damit die Tiere sie auch auch als Belohnung sehen, muss Hunger vorrausgesetzt werden. Deshalb bekommen die Tiere zu den Futterzeiten so wenig Fisch, dass sie beim Training immer noch Hunger haben. Dann werden sie belohnt, wenn sie Kunstückchen wider ihrer Natur erlernen, z.B. auf der Fluke rückwärts gehen, oder mit dem Kopf „nicken“ und dabei quietschende Töne von sich geben, was in der Wildnis ein Ausdruck dafür ist, dass das Tier verärgert ist. Waren sie bei einem Training mal nicht so gut und gehorsam oder hat ein Kunstück nicht geklappt, gab es auch keine Belohnung und die Tiere bekamen dann zumeist an dem Tag überhaupt keine Nahrung mehr.

Auch fühlen sich die Delphine in kleinen Becken, die manchmal nicht größer als ein gewöhnlicher Swimming-Pol und sehr flach sind bedrängt. Solche Becken dienen meistens dazu, dass Besucher die Tiere streicheln oder sie mit Fisch füttern können. Die Tiere können sich dann nicht zurückziehen, wenn sie genervt werden oder einfach ihre Ruhe haben möchten und sind immer wieder dem Stress und dem Lärm der Besucher ausgesetzt.

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